„Seuchenschutz.“ Wer hätte gedacht, dass dieses Thema zu unseren Lebzeiten noch einmal so wichtig werden wird? Abstand halten? Vielleicht im Mittelalter: Da lebten die Aussätzigen draußen vor der Stadt. Und Abfall wurde außerhalb der Stadtmauern verbrannt, damit auch ja keine Krankheit überspringen kann. Aber wir?
Vielleicht ist es kein Zufall, dass der Predigttext für nächsten Sonntag von dieser alten Maßnahme zum Seuchenschutz spricht. Genauso, wie die Reste von Opfertieren früher vor den Toren der Stadt verbrannt wurden, „hat auch Jesus außerhalb des Stadttores gelitten“ (Hebräer 13,12).
Wir haben im Moment nicht nur Corona-Zeit. Es ist auch Passionszeit. Und der Vers aus dem Hebräerbrief hilft uns, das eine mit dem anderen zusammenzubringen. Jesus starb, das ist uns nicht neu. Aber er starb dort, wo kein anderer hinwollte. Mitten im Seuchenherd und in der Sperrzone, draußen vor dem Tor.
Wir sind derzeit angehalten, aus Liebe Abstand zu unseren Mitmenschen zu halten. Und das ist richtig so. Aber bei Jesus war es anders: Aus Liebe hat er den Sicherheitsabstand aufgegeben. Er wusste, was das für ihn bedeutet. Aber er wusste auch, dass wir ihn brauchen. Er wusste, dass diese Welt ein grausamer Ort ist. Er wusste aber auch, dass er sich mit dem Leid dieser Welt infizieren muss, um uns zu retten. Bis hin zum Tod. Abstand halten? Nicht für ihn. Jesus ist der Arzt, der freiwillig in das Krankenhaus geht, das keine Schutzkleidung mehr hat.
Und dann schreibt der Hebräerbrief etwas, was wir eigentlich wissen, aber jetzt umso dringender hören müssen: „Wir haben hier keine Stadt, die bestehen bleibt. Sondern wir suchen nach der zukünftigen Stadt“ (Hebräer 13,14).
Das ist ein Gedanke, der Mut macht, wenn wir ihn in unsere Herzen lassen. Denn trotz aller Ungewissheit verspricht dieser Gedanke Sicherheit: Auch wenn die Welt aus den Fugen gerät – im Himmel haben wir eine Heimat, die wir nicht verlieren werden. Unser Leben, wie wir es kennen, ist nur Durchreise-Station. Und je schwerer der Weg auf diese Reise wird, desto größer ist die Liebe, mit der Jesus uns bei der Hand nimmt.
Der traditionelle Name für den letzten Sonntag lautet „Laetare“, „Freue dich!“. Zwischen Sonne und Sorge wünschen wir Ihnen die Freude und Zuversicht, die die Botschaft dieses Sonntags verspricht. Und wenn die Sorge einmal überhandnimmt: Rufen Sie uns an – wir sind für Sie da!
Gott begleite Sie und uns alle, Ihr Vikar Konrad Otto